„Got a feeling 2020 is going to be a good year!“
Frei nach The Who‘s „Tommy“ fühlte ich mich Anfang 2020. Aufbruchstimmung! Mein Mann Frank und ich hatten eine längere, belastende gesundheitlich bedingte „Durststrecke“ hinter uns gebracht. Jetzt sollte es wieder richtig los gehen.
Denn viele großartige Zufälle und Empfehlungen von Menschen, die ich kannte bzw. überhaupt nicht kannte, hatten mir einen Schatz ins Portfolio gespült: Ich bekam den Zuschlag, ein „Podcast-Buch“ für den Haufe-Verlag zu schreiben. Audio, Podcasts, Erzählen und Produzieren mit Ton, Musik und Text, mein Lieblingsthema!! Ich war glücklich. Auch Frank merkte augenblicklich, dass sich etwas verändert hatte. Und er war’s ja eh, der diese Zäsur angeraunt hatte mit seinem dauernden „Podcasts kommen wieder, glaub mir, das kommt wieder!“.
Ideen für erste neue Podcast-Formate entstanden, wir lasen uns intensiv ins Thema Storytelling ein, ich begann mit dem Inhaltsverzeichnis für das Podcast-Buch. Wir hatten das Gefühl, 2020 könnte großartig werden.
Dann kam Corona.
Lockdown, keine Meetings mehr, Abstand, Masken. Durch Corona schien erst mal alles in Zeitlupe zu laufen. Aber dann kippte das in eine merkwürdige, aber positive Schieflage: Das Frühjahr war wunderschön – viele laue, sonnige Tage am Stück saß ich mit dem Laptop im Garten unter der Markise und recherchierte und schrieb und schrieb … an meinem Podcast-Buch.
Meine 15 Jahre Radioerfahrung, meine weiteren 15 Jahre Audio- und Podcast-Produktions-Erfahrung, dazu das Tontechnik- und Musikproduktions-Wissen von Frank. All das tropfte wie ein stetiger Fluss in die Tasten, bildete nach und nach inhaltliche Muster und Kapitel und fügte sich zusammen zu einem hoffentlich informativen, unterhaltsamen Buch mit viel Mehrwert für Podcast-Macher.
Zwischenzeitlich ploppten die Corona-Podcasts wie Pilze aus dem Audio-Torf. Auch die Pandemie war also nebenbei ein riesiger Boost für das Thema Podcast in Deutschland. Und ich schrieb ganz in Ruhe und mit Abstand nach „draußen“ an meinem Podcast Buch. Ich fühlte mich wie eine Art Kriegsgewinnler. Falsche Zeit, aber richtiger Ort, richtiges Thema. Surreal, but nice.
Unsicher war ich hinsichtlich der Dynamik, die im Thema steckt. Bin ich nicht mit technischen, organisatorischen Details mit Tipps zu Hosting, Vermarktung etc. komplett hinten dran, wenn das Buch erscheint? Aber der Haufe-Verlag hat das mit den Online-Arbeitshilfen wie auch mit unseren Vorher-Nachher-Audio-Beispielen im Buch super gelöst. Was neu dazu kommt, wird in den Online-Arbeitshilfen aktualisiert.
Auch meine Boomer-bedingte eher unausgeprägte Hipness machte mir beim Recherchieren hie und da Sorgen. Da laden junge Leute eine krass coole ungeschnittene 1-Stunden-Podcast-Episode nach der anderen auf Anchor hoch und ich komme mit Spucke-Risse schneiden und De-Esser? Ein bisschen aus der Zeit gefallen fühlte ich mich schon auch…
Aber da sich der Haufe-Verlag mit seinen Büchern an Unternehmen richtet, war dieser detaillierte, professionelle Ansatz so falsch auch wieder nicht.
Stolz und dankbar bin ich auch, was die begleitende Podcast-Serie „Podcasts mit Bestnote“ angeht. Zehn Gesprächspartner aus dem Kommunikations-/Marketing-Bereich von Firmen/Agenturen wie AUDI, Tchibo, Hornbach, Lufthansa Group, DATEV, DAK Gesundheit, 7Mind, Chefkoch, BayWa und Studio 36 gaben Einblicke in Planung und Produktion ihrer Corporate Podcasts. Zu hören, wie diese Unternehmen an ihre Corporate Podcast gehen, ist ein toller Mehrwert, auch für jeden Nicht-Käufer des Buchs. „Podcasts mit Bestnote“ gibt’s natürlich auch auf Spotify, Apple Podcasts, Deezer und TuneIn.
In diesem Zusammenhang noch ein praktischer Tipp, weil diese Frage ungezählte Male in den Podcast-Gruppen und Foren gestellt wird:
Was ist denn nun die beste Online-Audio-Aufnahme-Software?
Corona-bedingt fanden auch meine Bestnote-Aufnahmen über eine browserbasierte Software statt. Ich hatte mich irgendwann für die kostenpflichtige Version von Cleanfeed.net entschieden. Kostet 28 Euro im Monat, ermöglicht aber, jeden Teilnehmer auf einer eigenen Spur aufzunehmen, als unkomprimiertes wav! Und: Man kann die Lautstärke jeder Spur bei der Aufnahme pegeln. Der Rest ist sensationell simpel: Einladungs-Links an die Teilnehmer schicken, die klicken drauf und verbinden sich über den Browser mit mir. Das geht mit Smartphone, Tablet, Laptop oder Rechner. Klar, je besser das Equipment bei den Gesprächspartnern ist, desto besser ist die Qualität. Wir gehen inzwischen dazu über, gute Mikrofone oder Headsets zu verschicken, falls der Gesprächspartner technisch nicht gut ausgestattet ist.
„2020 is going to be a good year. Especially if you and me see it in together.“
Um jetzt etwas abzukürzen: Das Podcast-Buch ist seit Mitte September auf dem Markt und ich bin stolz wie nix. Podcast-Projekte haben wir in dieser Zeit trotzdem einige abgesagt. Warum? Das kam so: Frank verursachte mitten in der Buch-Schreibe-Phase wieder einen kurzen, aber heftigen gesundheitlichen Schockmoment. Ich dachte nur: „Hey Geschichtenerzähler da oben oder weiß Gott wo, jetzt hör mal auf mit der Scheiße, es ist gut jetzt!“
Frank ging’s ähnlich. Er kam aus dem Krankenhaus zurück mit seinem „Wir müssen reden!“-Gesicht. Also saßen wir mal wieder im Chiemgau in unserer „Klausur-Hütte“. Ergebnis: Wir konzentrieren uns auf UNSERE Ideen und Geschichten. Weniger bis keine Dienstleistung, wir sind Autoren und Produzenten für uns selbst!
Und wir hatten eine Idee – „True Life Podcasts“
Warum nicht die ganze Story, die Hintergründe in Franks illustrem, unterhaltsamen, oft dramatischen Leben in einer Podcast-Serie erzählen. Arbeitstitel: „FINDING FIRE“; Arbeitsgenre: „True Life Podcasts“. Wir wollen das vordergründig banale Leben eines Nicht-Promis in ein spannendes Audio-Abenteuer voller Irrungen, Wendungen, Katastrophen und Glücksmomente packen. Ohne zu viel zu spoilern: Frank wollte schon Popstar werden, als er gerade mal zwei Akkorde auf der Gitarre konnte. Später, als Musikproduzent, hat er mit Leuten wie Uwe Fahrenkrog-Petersen, Demis Roussos, Frank Zander, Nina Hagen, Juliane Werding, Gary Glitter etc. etc. zusammengearbeitet. Da kommen ein paar Geschichten zusammen. Und nicht alle Geschichten enden richtig dolle.
Denn sind das nicht genau die Themen, mit denen sich viele Menschen identifizieren können: Ruhm und Eifersucht, Verrat und Hoffnung, Schicksalsschläge, Liebe und Vertrauen … alles, was das Leben spannend macht.
Eine Story, die hoffentlich drei Staffeln à etwa 6 Folgen trägt.
Und die meine Liebeserklärung ist an meinen wunderbaren mutigen und lustigen Mann.
Vielleicht ist das ein total naives Podcast-Projekt. Aber wir machen das jetzt einfach. Wen es interessiert und wer uns unterstützen will, gerne melden.
Passt auf Euch und Eure Liebsten auf, seid vorsichtig, genießt die Momente. Und hört viele Podcasts.
Doris Hammerschmidt